Sonntag, 13. November 2011
De Eff Be
Der DFB rühmt sich, der weltgrößte Sportverband zu sein, weil praktisch jeder, der irgendwie in einem Verein in Deutschland kickt, automatisch Mitglied ist. So kommt man dann auf knapp 7 Millionen Mitglieder. So in etwa. Dabei ist es aber nicht wie bei einer politischen Partei: Die Mitgliedschaft im DFB spielt im Gegensatz zu einer Partei oder sonst einer Organisation für 99,99% überhaupt keine Rolle. Wohl aber für ein paar alte Herren, Funktionäre genannt. Deren nicht allzu ferne Zukunft wird durch Schnabeltassen und den Wiedereintritt in die Windelphase bestimmt sein und deshalb muss die verbliebene Zeit nun noch möglichst produktiv genutzt werden, beispielsweise dadurch, indem man an Länderspielen teil hat oder das näxxte Stadion mit dem allerneuesten Sponsorennamen tauft.

Auf den ersten Blick läuft ja alles prächtig: Die Nationalmannschaft spielt meist ansehlichen Fußball, die Bundesliga brummt wie Sau. Aber der DFB hat momentan ein paar Problemchen an der Backe.

Das eine Problem sind die Ultras der Vereine. Die Dresdner, die Frankfurter, aber auch Dortmunder, Stuttgarter und etliche andere drehen immer wieder mal am Rad. Vordergründig gehts um Rivalitäten oder um Bengalos. Im Kern geht es aber um die fundamentalere Fragen: Wem gehört der Fußball? Geht es nach dem DFB ist Fußball ein nettes Familienprodukt und ein Angebot für Eventbesucher, die teuer in Businessloungen sitzen und Happen fressen. Das Problem: Die machen keine Stimmung und wenn nur das Eventpublikum anwesend wäre: Es wäre nicht ersichtlich, was das Pokalfinale von einer Beerdigung unterschiede. Auch wenn es bei den Ultras manchmal nicht weit bis zum Hooligan sein mag, so sind das dennoch diejenigen, die auch dann im Stadion sind, wenn der Verein gegen den Abstieg spielt und spätestens dann muss der DFB einen Spagat hinkriegen, der eigentlich gar nicht möglich ist. Dauerhafte Stadionverbote für die Ultras können die sich gar nicht leisten. Und auch die Vereine nicht.

Problem Nummer zwei ist ziemlich delikat und heißt Manfred Amerell, Ex-Schiedsrichter, anschließend sowas wie Oberschiedsrichterausbilderaufseher oder so ähnlich. Da ging es erst um Sex. Der eine sagte freiwillig (Amerell), der andere sagte, das sei so eine Art Besetzungscouch gewesen (Kempter). Wie es auch immer gewesen sein mag: Amerell ist beruflich ruiniert und sein Ruf hat ziemlich gelitten und deshalb holt er das hervor, was er hat: Ein immens gutes Gedächtnis. Deshalb legt er nun alles mögliche offen. Steuerhinterziehende Schiedsrichter etwa und davon gleich 70 Stück. Natürlich könnte man da -wohl zurecht- nun Rachemotive vermuten, aber der DFB immerhin nimmt den Mann so ernst, dass man sich ums verrecken mit ihm unterhalten möchte. Vergebens.

Alte Herren. Und Schnabeltassen.

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